Was ihn an der Musik von Gustav Mahler ein Leben lang faszinierte und bewegte, konnte Mariss Jansons in einfache und klare Worte fassen: Sie handele stets vom Ganzen und enthalte alles, was in der Welt überhaupt existiert.
Zwei Dinge seien für den Menschen unentbehrlich, die Kunst und die Religion. Diese Grundüberzeugung äußerte Mariss Jansons unzählige Male und bezeichnete sich selbst, der als Kind in Riga protestantisch getauft wurde und im antireligiösen Sozialismus großgeworden war, als gläubigen Menschen.
»Eine ideale Orchesterschule und eine fantastische Musik«. Wie Bach für die gesamte Musikentwicklung, so sei Haydn für die Symphonie der Stein, auf dem alles Nachfolgende erbaut wurde.
Die großen Orchesterwerke von Richard Strauss bildeten von Beginn an ein durchgängiges Kontinuum in Jansonsʼ Programmen, reine Strauss-Abende dagegen waren die Ausnahme. Jansons hatte keine Scheu vor Misch-Programmen, in denen heterogene Stücke auch unverbunden nebeneinanderstehen und für sich sprechen konnten, und platzierte Strauss in den verschiedensten Kontexten.
Zum 60. Jubiläum des Orchesters führte Mariss Jansons Schönbergs „Gurre-Lieder“ auf. Diese sind ein Ausnahmewerk, denn ihr aufführungstechnischer Aufwand ist so immens, dass sie nur äußerst selten im Konzert zu erleben sind.
2012 ist Mariss Jansonsʼ Beethoven-Jahr. Kurz vor der Japan-Tournee mit allen Symphonien dirigiert er in München seine geliebte „Eroica“.
Der Maestro feiert seinen 70. Geburtstag mit der Erstaufführung von Messiaens „Turangalîla“-Symphonie beim BRSO. Durchaus überraschend, denn das Werk zählte nicht zu seinem Kernrepertoire und entfaltete – vielleicht auch gerade deswegen – eine besondere Strahlkraft.
Seine größte Liebe galt eigentlich der Oper, das hat Mariss Jansons immer wieder gesagt. Opernaufführungen mit Mariss Jansons am Pult hatten Seltenheitswert und gerieten regelmäßig zu Sternstunden – so auch die konzertante Aufführung von Tschaikowskys Meisteroper „Pique Dame“.
Kaum einem Komponisten fühlte sich Jansons so nahe wie Schostakowitsch. Und kaum ein Dirigent war ein so berufener Schostakowitsch-Interpret wie er: Jansons dirigiert die „Leningrader“.
Was ihn mit Mariss Jansons verbinde? Für die Antwort auf diese Frage musste Rudolf Buchbinder keine Sekunde nachdenken: „Wir lieben uns!“ Von ihrem ersten gemeinsamen Ton an haben sie sich musikalisch verstanden. Die perfekte Harmonie: Rudolf Buchbinder und Mariss Jansons interpretieren Beethoven.
„Je später, desto besser“: Nach 14 Jahren im Amt als Chefdirigent dirigiert Mariss Jansons erstmals Bruckners Achte mit seinem BRSO.
Jansonsʼ Vermächtnis: Am 8. November 2019 steht Mariss Jansons zum letzten Mal am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und dirigiert Strauss und Brahms.
Die Nachricht vom Tod unseres Chefdirigenten Mariss Jansons hat uns mit tiefer Bestürzung und großer Trauer erfüllt. Mit seinem Tod verliert die Musikwelt eine ihrer größten Künstlerpersönlichkeiten.
Zu Ehren unseres langjährigen, am 1. Dezember 2019 verstorbenen Chefdirigenten Mariss Jansons, brachten wir gemeinsam mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks am 15. Januar 2020 in der Philharmonie im Gasteig Gustav Mahlers Symphonie Nr. 2, die „Auferstehungs-Symphonie“, zur Aufführung.